



Wirksam helfen. Pflege erleichtern. Zufriedenheit steigern.
Nutzen und Risiko liegen eng beieinander
Arzneimittel können ein längeres Leben ermöglichen. Gleichzeitig kann die Kombination von vielen Arzneimitteln schwerwiegende Erkrankungen auslösen. Gerade bei pflegebedürftigen Senioren/-innen werden die Dimensionen dieser Ereignisse stark unterschätzt. Diese durch Arzneimittel hervorgerufenen Schädigungen sind Ausdruck einer eigenständigen Erkrankungsursache, die man auch als Iatrogenesis bezeichnet.
Erkrankungen durch Arzneimittel
Zu den arzneimittelassoziierten Erkrankungen und UAE der pflegebedürftigen Senioren gehören insbesondere Stürze, Kognitionsstörungen, Inkontinenz oder Magenbluten.1 In deutschen Pflegeeinrichtungen mit durchschnittlich 100 Heimbewohnern werden monatlich 8 unerwünschte Arzneimittelereignisse, sog. UAEs, durch Arzneimittel verursacht. Dadurch entstehen erhebliche Probleme und Folgekosten. Studien belegen, dass ca. zwei Drittel der UAE vermieden bzw. vermindert werden können.2
Arzneimittel bedingte Schäden binden Pflegezeit
Pro vermeidbarer UAE entstehen durchschnittlich 60 Stunden Mehraufwand in der Pflege.3 Überflüssige Medikamentengaben, Verwaltung und Dokumentationen binden zusätzlich weitere Pflegezeiten. Durch die neue Form der Zusammenarbeit mit Ärzten und Apothekern werden die Kernprobleme der medikamentösen Versorgung 'zu viel – zu lang – zu hoch' mit großen gesundheitlichen Vorteilen für die Pflegebedürftigen gelöst.
Ursachen des Problems
• die isoliert leitliniengerechte Therapie einzelner Erkrankungsbilder• eine unzureichende Therapiebeobachtung
• ein suboptimaler Versorgungsprozess
• die Arzneimittel selbst und deren Kombinationen
• ein unzureichendes Risikobewusstsein und eine unzureichende Risikokommunikation
Quellenangaben:
1) Müller-Oerlinghausen, B., Lasek, R., Düppenbecker, H., Munter, K.-H. (Hrsg.): Handbuch der unerwünschten Arzneimittelwirkungen, Urban & Fischer Verlag, München, Jena, 1. Auflage, Juli 1999.
2) Thürmann, P. et al.: Abschlussbericht im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums zum Projekt Arzneimitteltherapiesicherheit in Alten- und Pflegeheimen. Onlineveröffentlichung 2011.
3) Hanke, F.: Eine Untersuchung arzneimittelbezogener Probleme in stationären Alteneinrichtungen als methodische Grundlage einer Geriatrischen Pharmazie. Dissertationsschrift Universität Witten Herdecke 2014.
Kernelemente des OAV-Projektes
Das Projekt beinhaltet folgende Kernelemente
- den Aufbau eines klinischen Risikomanagementsystems. Es werden organisations- und patientenbezogene Risiken identifiziert, analysiert, bewertet und anschließend werden daraus Maßnahmen eingeleitet. Die erzielten Ergebnisse werden stetig bewertet und dienen einer kontinuierlichen Verbesserung. Basis ist das Geriatrische Medikationsassessment 5,6 und eine klinisch evaluierte Software, die alle Phasen des Risikomanagements unterstützen und anhand von UAE-Raten das gemeinsame, erfolgreiche Handeln messen
- eine wertschätzende, interdisziplinäre Zusammenarbeit der beteiligten Berufsgruppen
- eine 2-jährige, berufsintegrierte und kostenfreie Hochschulweiterbildung für Pflegefachkräfte/Apotheker/Ärzte
- die Vergütung der zusätzlichen Leistungen
5 Keller, G. Die ersten Geriatrischen Pharmazeuten in Deutschland. DAZ 2008. Onlineabruf 21.11.2017: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2008/daz-10-2008/die-ersten-geriatrischen-pharmazeuten-in-deutschland
6 Füsgen I, Hanke F. Medikationssicherheit bei geriatrischen Patienten, Eur J Ger 2009; 11, 2: 58-63. Onlineabruf 21.11.2017: http://d-nb.info/999634623/34
Das geriatrische Team

Risikomanagementprozess Pharmakotherapie (Optimierungszyklus)

Förderung
Das Versorgungsmodell soll nach erfolgreichem Abschluss in
die Regelversorgung übernommen werden.
Ab 2018 startet die Ausschreibung für vollstationäre Pflegeeinrichtungen und ambulante Pflegedienste, Apotheken und versorgende Haus- und Fachärzte im Rahmen der integrierten Versorgung (§ 140a SGB V i.V.m. § 92b SGB XI).
Geplant ist die Teilnahme von 96 regionalen geriatrischen Teams (Pflegeeinrichtung, Apotheke, Haus- und Facharztpraxen) im ambulanten und stationären Bereich mit 4.800 pflegebedürftigen Patienten.
Das OAV Projekt wird in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen durchgeführt.
Am Projekt beteiligte Bundesländer

Informationen für die Pflege

Interdisziplinäre Zusammenarbeit auf Augenhöhe:
- Visitenvorbereitungen mit den Apothekern
- Fallkonferenzen mit Ärzten und Apothekern
- Arzneimittelkommitees mit Ärzten und Apothekern
Teilnahme-Benefit für Sie als Pflegeeinrichtung
- Höhere Bewohner- und Patientensicherheit durch Reduktion arzneimittelassoziierter Schädigungen, z. B. Stürze, Kognitionsstörungen, gastrointestinale Störungen
- Qualitätssteigerung Ihrer Versorgungsleistungen
- Freiwerdende Arbeitskapazitäten im Bereich der Pflege- und Arbeitsorganisation werden in Betreuungs- und Weiterbildungsmaßnahmen umgewandelt
- Sicheres Auftreten bei Prüfungen der Heimaufsicht und des MDK
- Erhöhte Kompetenz und Bemühungen um das Fachpersonal (kostenfreie Weiterbildungen, Berufszufriedenheit)
Teilnahme-Benefit für Sie als ambulanter Pflegedienst
- Der Pflegebedürftige kann länger im gewohnten Umfeld bleiben und behält so ein großes Stück Freiheit und Individualität
- Verbesserte Reputation durch engere Vernetzung mit Ärzten und Apothekern
- Erhöhte Kompetenz und Bemühungen um das Fachpersonal (kostenfreie Weiterbildungen, Berufszufriedenheit)
- Standortsicherung, Kundenbindung und Wettbewerbsvorteile
Berufsintegrierte Hochschulweiterbildung mit Zertifikat
Die 2-jährige, berufsintegrierte Hochschulweiterbildung ist kostenfrei.
Informationen für Apotheken

Teilnahme-Benefit für Sie als Apotheke
- Versorgung pflegebedürftiger geriatrischer Patienten mit wirksamen Interventionen auf einem neuen Qualitätsniveau
- Signifikante Verbesserung der Erkrankungslage und Lebensqualität geriatrischer Patienten mit Multimedikation durch Ihre Apotheke im Team
- Freude an einer rein heilberuflichen Tätigkeit und Verantwortung im Team
- Zugang zu integrierten Versorgungsverträgen bei der Versorgung von Pflegepatienten
- Standortsicherung, Vorteile im Qualitätswettbewerb
Berufsintegrierte Hochschulweiterbildung mit Zertifikat
Die 2-jährige, berufsintegrierte Hochschulweiterbildung ist kostenfrei.
Informationen für Arztpraxen

Hauptursachen sind eine isoliert leitliniengerechte Therapie einzelner Erkrankungsbilder, eine unzureichende Therapiebeobachtung und eine unzureichende Risikokommunikation der beteiligten Berufsgruppen. Die Pflege entlastet Sie als Verordner durch eine intensivere Therapiebeobachtung. Die Verifizierung von UAEs erfolgt zusammen mit der Apotheke.
Teilnahme-Benefit für Sie als Arzt / Ärztin
- Unterstützung durch Informationsgewinn mittels Risikoidentifikation und -analyse
- Eine priorisierte Risikobewertung zur schnelleren und besseren Umsetzung Ihrer pharmakotherapeutischen Behandlung
- Eine gemeinsame Steigerung der Qualität der Therapie für jeden Patienten
Berufsintegrierte Hochschulweiterbildung mit Zertifikat
Die 2-jährige, berufsintegrierte Hochschulweiterbildung ist kostenfrei.
Evaluation
Fragen und Antworten
Das Projekt wird durch den Innovationsfonds mit insgesamt 6,7 Millionen Euro gefördert. Konsortialführer ist die AOK Nordost. Konsortialpartner sind die VIACTIV Krankenkasse sowie die IKK Brandenburg-Berlin, die Gero PharmCare GmbH, die Universität Witten-Herdecke, die TU Berlin. Kooperationspartner ist die Apothekerkammer Nordrhein. Die Ergebnisse werden nach Projektabschluss publiziert.
Projektleitung

Projektpartner





